Spezialitätenkaffee Ernte | Teil 2 (field day)

Genau an dieser Stelle bin ich sehr aufgeregt, nicht nur, weil es schon immer ein Traum von mir war, bei einer Kaffeeernte dabei zu sein, sondern auch, weil viele Dinge passieren mussten, bevor ich es endlich zu diesem Erlebnis geschafft habe. Mehr darüber in "Kaffeereise Kolumbien". Aber jetzt ist es erstmal ...

... ZEIT, KAFFEE ZU PFLÜCKEN!

Wenn Du Teil 1 über das Pflücken von Spezialitätenkaffee gelesen hast, weißt Du ja mittlerweile ganz gut, worum es bei der Kaffeeernte geht, zumindest theoretisch.

Aber wie funktioniert die Kaffeeernte praktisch auf einer kleinen Familienfarm?

Es geht's los! Ein Tag bei der Kaffeeernte auf Juan Pablos Farm in Génova, Nariño, Kolumbien.

Ich werde bei Sonnenaufgang geweckt, schnappe mir meine Gummistiefel und die Ausrüstung, die ich am Vorabend zurechtgelegt habe, und mache mich zusammen mit Juan Pablo auf den Weg ins Kaffeefeld.

(Kaffeefeld mit dem Namen "la vega" in der Nähe der Finca von Juan Pablo.)

Man riecht den Morgentau und die Erde, man hört Insekten zirpen und die ersten Vögel zwitschern, es ist schlammig, weil es die Nacht zuvor geregnet hat.

DAS KAFFEEFELD

Das Feld, auf dem der Kaffee wächst und auf dem die Ernte stattfindet, liegt auf knapp 1900 Metern über dem Meeresspiegel. Heute, befinden wir uns auf dem Teil, der direkt vor der Finca liegt und etwa 2 Hektar groß ist. Man kann es sich wie einen riesigen Garten vorstellen. Um die Kaffeebäume herum wachsen viele andere Baumarten. Sie dienen funktionell als Schutz vor Wetter und Sonne, liefern Nährstoffe und spenden darüber hinaus Früchte für die ganze Familie.

Auf den ersten Blick ist es schwer zu erkennen, aber die Kaffeebäume sind in gleichmäßigen Reihen gepflanzt. Das sorgt zum einen dafür, dass die Nährstoffversorgung des Bodens für jeden einzelnen Baum ausreicht, um ungestört und gesund zu wachsen, und zum anderen erleichtert es die Ernte, weil man einfach leichter an die Kirschen herankommt.

KAFFEE PFLÜCKEN

...nach einem längeren Spaziergang durch das Kaffeefeld erreichten wir die Ecke, in der geerntet wird.

Als wir ankamen, waren bereits einige Kaffeepflücker bei der Arbeit. Die meisten der Pflücker sind Nachbarn und Verwandte und helfen heute mit. Ich habe gelernt, dass es eine Art Kompromiss aus Geben und Nehmen ist. In diesem Fall helfen sie Juan Pablo bei der Ernte und lernen, wie die Spezialitätenkaffeeernte funktioniert, um sie dann auf ihren eigenen Farmen umzusezten. Andere Pflücker leben im Dorf und arbeiten in der Erntesaison regelmäßig in diesem Beruf. Neben einem Grundgehalt werden die Pfücker hauptsächlich nach der Menge der gepflückten Kirschen entlohnt.

Am Anfang dachte ich noch, man sucht sich einfach einen Kaffeebaum aus und macht sich an die Arbeit! ... so einfach ist es aber leider nicht ... Da jede geerntete Bohne zählt, bekam ich eine ausführliche Einweisung, wie und welche Bohnen ich genau pflücken darf. 

Das extreme und wechselhafte Klima in diesem Jahr hat die Kaffeebäume gezwungen, die Kirschen in verschiedenen Reifegraden zu entwickeln. Sie zeigen alle möglichen Farben von hell- bis dunkelgrün und hell- bis dunkelrot. Werden unreife Kirschen gepflückt, leidet die Qualität der gesamten Kaffeeernte.

Welche Kirschen darf man eigentlich pflücken?

Da auf dieser Farm das vorrangige Ziel ist, die höchstmögliche Qualität zu ernten, wird sehr selektiv geerntet, und es dürfen nur die vollständig reifen Kaffeekirschen vom Baum gepflückt werden. Du wählst eine Baumreihe, stellst dich vor einen Kaffeebaum und pflückst vorsichtig nur die dunkelroten, leicht weichen Kirschen.

(Unreife Kirschen bleiben an den Bäumen hängen. Nur dunkelrote, leicht weiche Kirschen werden in mehreren Durchgängen über Wochen gepflückt.)

MOBILE LAGERUNG

Die Ernte von Spezialitätenkaffee läuft in diesem Jahr nicht an einem einzigen Tag ab. Aufgrund des unterschiedlichen Reifegrades der Kirschen wird nahezu jeder Baum in mehreren Durchgängen über Wochen geerntet ...

(Das einzige Foto, das ich beim Kaffeepflücken gemacht habe. Zu sehen sind der Hüfteimer, der Aufbewahrungssack und ich.)

KLEINE FREUNDE

Lustig, aber auch ein wenig unangenehm zugleich sind die kleinen Insekten, die in den Kaffeebäumen leben und von Zeit zu Zeit um deinen Körper und manchmal sogar in deine Kleidung krabbeln. Spinnen, Ameisen, kleine und große Käfer - alles dabei. Lange Kleidung und ein Kopfschutz schützen dich zwar ein wenig, aber wenn du einmal die Gelegenheit hast, die Kaffeeernte zu erleben, musst du deine kleinen Freunde zumindest für diesen Tag einfach akzeptieren.

DIE ERNTE DES TAGES

Ein professioneller Pflücker schafft es, an einem Tag etwa 70-100 kg Kaffeekirschen zu ernten. Es erfordert viel Erfahrung, Technik und Konzentration, um die richtigen Kirschen vom Baum zu pflücken. Obwohl ich mich sehr anstrengte, kam ich bei meinem ersten Versuch nicht einmal annähernd an den Durchschnitt heran.

Ein professioneller Pflücker schafft es, an einem Tag etwa 70-100 kg Kaffeekirschen zu ernten. Die richtigen Kirschen vom Baum zu pflücken, erfordert viel Erfahrung, Technik und Konzentration. Obwohl ich mich sehr anstrengte, kam ich bei meinem ersten Versuch nicht einmal in die Nähe des Durchschnittes.

Nach etwa 8 Stunden, einer kurzen und einer längeren Pause, war der Tag fast vorbei. Am Ende des Pflückens hatten wir noch die große Aufgabe, die stolze Ernte zum anderen Ende der 2 Hektar großen Farm zu bringen, wo sie gewogen werden sollte. Die Kaffeefelder liegen größtenteils an steilen Hügeln, und die Säcke waren nun alle voll mit Kaffee. Jeder Pflücker bringt seine Tagesernte persönlich zur Waage, und wie bereits erwähnt, wird der Tageslohn dann hauptsächlich nach dem Gewicht der geernteten Kaffeekirschen berechnet. Nach dem Wiegen werden die Kaffeekirschen je nach Verarbeitung in Tanks gelagert, bevor sie geschält oder als ganze Kirschen zum Trocknen ausgelegt werden.

(Raue Arbeit, wenn man nicht daran gewöhnt ist. Ich habe nach der Ernte vom Tragen der Kaffeesäcke Blasen an der Hand.)

PERSÖNLICHER EINDRUCK

Das Kaffeepflücken hat mir sehr gut gefallen. Es schult die Konzentration und man ist in der Natur. Dennoch ist die Arbeit sehr anstrengend und kann je nach Wetter- und Ungezieferlage sehr unangenehm sein.

Als junger Kaffeeunternehmer, der häufig mit Kaffeebohnen zu tun hat, ertappe ich mich oft dabei, dass ich Kaffee für selbstverständlich halte. Meine Erfahrungen auf den Kaffeefarmen haben mir dann aber schnell wieder vor Augen geführt, welche liebevolle und detailreiche Arbeit hinter jedem Kaffee steckt. Seit ich erfahren habe, dass jede einzelne Kaffeebohne durch viele fleißige und hart arbeitende Hände gegangen ist, bevor sie schließlich in der täglichen Tasse Kaffee landet, weiß ich sie definitiv noch mehr zu schätzen als vorher.

ENJOY YOUR COFFEE!

Wenn Dir unser Artikel über das Kaffeepflücken gefallen hat, gefällt Dir sicher auch dieser Artikel! Was ist Eurer Meinung nach der Schlüssel zur Herstellung von Spezialitätenkaffee?

(Belohnender Ausblick nach einem langen Tag auf der Kaffeefarm. Argote Specialty Coffee - Génova, Nariño, Kolumbien.)

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